"Entschlossen, verlässlich, echt“ – so wirbt Sara Zorlu derzeit um Unterstützung für die Landtagswahl am 15. Mai. Zum Wahlkreis der 37-jährigen Eitorferin gehört auch die Gemeinde Much.
Zorlu ist jung, aber keine Unbekannte im Rhein-Sieg-Kreis und seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Kommunalpolitik engagiert, aktuell als stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD und Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. Bei der Bürgermeisterwahl in Eitorf erreichte sie auf Anhieb die Stichwahl und fast 40 Prozent der Stimmen. Sowohl Weggefährten als auch politische Gegenüber kennen ihren Stil: offen und zugewandt im Umgang, aber entschlossen und verhandlungsstark in der Sache. So arbeitet sie daran, dass auch die ländlichen Gemeinden nicht abgehängt werden, etwa beim Nahverkehr, dem schnellen Internetzugang oder der medizinischen Versorgung.
Seit zwei Jahren führt sie den Familienbetrieb „Zorlu. Feine Kost.“ mit modernisiertem Konzept erfolgreich fort, tauschte die Gemüsetheke gegen eine Speisekarte aus. Unternehmerin und Politik, passt das zusammen? „Ja, klar“, findet Zorlu, „man ist unabhängig vom Politikbetrieb und weiß, was vor Ort läuft.“
Sara Zorlu wäre im Falle ihrer Wahl die erste Frau, die den Wahlkreis Rhein-Sieg I im Landtag vertreten würde. „Dann wird’s aber Zeit“, sagt sie dazu und fügt an: „Ich freue mich auf die Zeit, in der man als junge Frau mit Migrationsgeschichte nicht mehr überall die erste ist“. Zorlus Großeltern kamen in den 60er Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Sie selbst wurde 1985 in Köln-Porz geboren, wuchs in Eitorf auf und studierte in Bonn.
Vor allem die Bildungspolitik treibe sie an, beschreibt Zorlu ihre Motivation: „Es darf nicht zählen, wo man herkommt, sondern wohin man will.“ Hürden im System kennt sie selbst und möchte sie abbauen, damit Talente nicht auf der Strecke bleiben. NRW müsse eine Bildungsoffensive starten, damit Schulen die modernsten Gebäude im Ort werden und die Chancengleichheit durch mehr Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulsozialarbeit verbessert werde. Die Kita-Gebühren will Zorlu mit der SPD in NRW abschaffen und für mehr Plätze in Kitas und Ganztagsschulen sorgen, denn „Bildung beginnt schon bei den Kleinsten“.
Gefragt nach den Aufgaben, die es anzupacken gelte, sprudelt es aus der Kandidatin nur so heraus: Wohnen dürfe in der Region nicht zum Luxus werden, Busse und Bahnen müssten häufiger fahren, aber weniger kosten. Für Schüler soll der Nahverkehr in NRW kostenlos werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien müsse uns unabhängig von Energieimporten machen und die Kommunen bräuchten mehr Unterstützung bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Es dürfe nicht sein, dass nur reiche Städte und Gemeinden für Hochwasserschutz, Aufforstung, Entsiegelung von Flächen und Maßnahmen gegen extreme Hitze sorgen könnten.
„Mit der Mucher SPD arbeite ich eng zusammen, mit der Fraktionsvorsitzenden Katja Ruiters und dem Ortsvereinsvorsitzenden Heinz-Willi Ruiters tausche ich mich regelmäßig aus. Die prekäre Haushaltssituation treibt uns alle um. Schulsozialarbeit muss eine Pflichtaufgabe werden. In der Corona-Krise gab leider keine echte Hilfe durch die Landesregierung. Wir müssen über die Landeszuweisungen sprechen. Ich möchte den Aufbruch in Much in der Landespolitik unterstützen. Wir haben ganz enge Drähte, um für Much etwas zu erreichen“, so Zorlu. Die Bilanz der CDU-geführten Landesregierung sei für die Gemeinde Much kein Erfolg.
„Es wurde viel versprochen, aber wenig geliefert. Bei der Polizei Rhein-Sieg gibt es heute weniger Stellen im Wach- und Wechseldienst als vor fünf Jahren. Auch in Much gibt es viel zu wenig KiTa-Plätze; hier braucht es weitaus mehr Unterstützung der Kommune durch das Land. Viele Straßen in Much sind in einem schlechten Zustand und müssten dringend erneuert werden, ohne dass die Anlieger befürchten müssen, auf erheblichen Kosten sitzen zu bleiben. Der Schlingerkurs der Landesregierung bei den Anliegerbeiträgen verhindert aber derzeit eine verlässliche Planung. Da nützt es nichts, vier Wochen vor der Wahl mit einigen Landesministern noch schnell ein Foto zu machen.“ An Themen müsse man beharrlich arbeiten und dranbleiben, um die Interessen der Region effektiv zu vertreten. Es müsse bei den zuständigen Stellen heißen „ach, die schon wieder“ und nicht, „wer ist das denn?“
Mit Blick auf das enge Rennen bis zum 15. Mai wirbt Zorlu um jede Stimme: „In keiner Umfrage kommt die schwarz-gelbe Landesregierung noch auf eine Mehrheit. Ich kämpfe für eine starke SPD in einer neuen rot-grünen Landesregierung und möchte für Much dabei eine starke und moderne Stimme in Düsseldorf sein.“