Impfen im Schneckentempo

Rhein-Sieg-Kreis hinkt wieder hinterher

Wer gehofft hat, bei der Sonderaktion der Impfung von über 60-Jährigen mit Astrazenica zu Ostern als Einwohner des Rhein-Sieg-Kreises bzw. in Much über die Hotline einen Termin im Impfzentrum in Sankt Augustin zu bekommen, wurde enttäuscht. Nachdem sich viele Menschen telefonisch oder online endlich durchgekämpft hatten, erfuhren sie, dass der Kreis eine „Sonderweg“ geht: Landrat Schuster hatte entschieden, dass anders als im übrigen NRW bei uns die Termine nicht zentral, sondern über Hausärzte mit kreisweit 35 Schwerpunktpraxen vergeben werden. Für Nachfragen war die Kreisverwaltung über Ostern nicht zu erreichen. Gerade in schwierigen Zeiten gehört es aber zu einem anständigen Krisenmanagement, transparent und klar zu informieren.


Also mussten sich die Bürgerinnen und Bürger erst mal ab Osterdienstag bei „ihrem“ Hausarzt durchfragen. Diese erneute Verzögerung hat, wie auch in der Tagespresse zu lesen war, viele zu Recht empört und verunsichert. Ganz abgesehen davon, dass die vielen Nachfragen bei den Arztpraxen deren Abläufe erheblich gestört haben. Hinzu kommt, dass nach Ostern gleichzeitig die Corona-Impfung von Menschen mit Vorerkrankungen in Arztpraxen begonnen hat. Eigentlich eine tolle Sache, damit das Impfen vorwärtskommt, aber zusammen mit der Sonderaktion in unserem Kreis eine weitere Herausforderung.


Die Mucherinnen und Mucher durften sich noch zusätzlich gedulden, da die Schwerpunkt-Impfpraxis in Much von Jan Grothaus in der Woche nach Ostern geschlossen ist. Dies ist aber nicht ihm anzulasten, ganz im Gegenteil: Niemand konnte damit rechnen, dass der Landrat kurzfristig und völlig überraschend einen „Sonderweg“ einschlagen würde. Hinzu kommt, dass Jan Grothaus - zusätzlich zu seinen normalen Aufgaben - in Much schon zahlreiche Personen in Einrichtungen geimpft hat; dafür ihm und seinem Team herzlichen Dank!


Am Osterwochenende wurden in NRW von den insgesamt 450.000 Impfterminen schon 370.000 Termine vergeben und in den Impfzentren wie in Bonn wurde schon mit dem Impfen begonnen. Die vom Landrat Schuster angeführten Probleme durch die Überlastung des Impfzentrums in Sankt Augustin liegen in erster Linie daran, dass dieses nicht gut genug ausgestattet ist und nicht flexibel reagiert werden kann. Zudem wurde im Kreis trotz der Forderung von vielen Seiten kein zweites Impfzentrum eingerichtet. Dies hat dazu geführt, dass der Rhein-Sieg-Kreis bei den Impfungen nach Geburtsjahrgängen weit hinterher den meisten Kreisen und Städten in unserem Bundesland ist.


Es gibt aber auch gute Nachrichten: Noch im April sollen bundesweit Millionen zusätzlicher Impfdosen für die Impfung in Impfzentren und Arztpraxen bereitgestellt. Hoffen wir, dass der Kreis durch die breite Kritik aus seinen Fehlern gelernt hat und das Impftempo auch bei uns beschleunigt wird! Da dies aber Unterstützung braucht und viele Fragen offen sind, hat die Kreistagsfraktion der SPD mit ihrer gesundheitspolitischen Sprecherin Katja Ruiters eine Sondersitzung des Ausschusses für Inklusion und Gesundheit beantragt; wir werden weiter dazu berichten.
Halten Sie durch!


Mit freundlichen Grüßen
Ihre SPD Much